Die Bundestagswahl 1949
Im Sommer 1949 beginnt der Wahlkampf zum ersten Deutschen Bundestag. Er wird von den Besatzungsmächten sorgfältig beobachtet. Werden die Westdeutschen genügend demokratische Reife an den Tag legen und den radikalen Parteien von rechts und links eine Absage erteilen? Die deutschen Parteien müssen noch viel improvisieren. Es fehlt an Geld für den Wahlkampf. Plakate, Broschüren, Flugblätter – die Wahlkampfmittel bieten ein uneinheitliches Bild, da sie noch nicht zentral geplant werden. Die starke Polarisierung des Wahlkampfes zeigt sich vor allem in den Plakaten, die schwerpunktmäßig die künftige Sozial- und Wirtschaftsordnung thematisieren.
Mit den „Düsseldorfer Leitsätzen“, dem Partei- und Wahlprogramm der CDU, hat sich die Partei im Juli 1949 endgültig für die „Soziale Marktwirtschaft“ entschieden. Die Programmatik des „Christlichen Sozialismus“, die noch in das „Ahlener Programm“ der CDU in der Britischen Besatzungszone vom Februar 1947 Eingang fand, wird nicht weiter verfolgt. Prominentester Verfechter der Sozialen Marktwirtschaft und Hauptredner der CDU ist Ludwig Erhard, der parteilose Wirtschaftswissenschaftler und Direktor der Frankfurter Verwaltung für Wirtschaft. Die SPD wirft ihm vor, kein Rezept zu haben gegen Preisanstieg und Arbeitslosigkeit. Sie setzt auf „Planung in der Spitze und die Lenkung von Krediten und Rohstoffen“ für die wichtigsten Industriezweige.
Konrad Adenauer - erster Bundeskanzler der BRD
Angesichts der immensen Probleme und des geringen Vorsprungs der CDU/CSU liegt eine große Koalition nahe, wird aber von Konrad Adenauer, dem Vorsitzenden der CDU in der Britischen Zone, und Kurt Schumacher, dem Vorsitzenden der SPD, gleichermaßen abgelehnt. Eine Woche nach der Wahl lädt Konrad Adenauer Spitzenpolitiker der Unionsparteien, darunter auch Ministerpräsidenten der unionsgeführten Landesregierungen, in sein Haus ein. Ihm gelingt es, sein Konzept einer bürgerlichen Koalition mit der FDP (11,9%) und der Deutschen Partei (4,0%) durchzusetzen. Er selbst wird Kanzlerkandidat der Union. Am 7. September 1949 treten in Bonn Bundestag und Bundesrat zu ihren konstituierenden Sitzungen zusammen. Von 402 stimmberechtigten Abgeordneten wählen ihn im ersten Wahlgang 202. Er erhält somit die absolute Mehrheit mit einer Stimme – seiner eigenen.
Wahlplakate der Parteien (v.l.: CDU, FDP, SPD)