Geboren wurde Kaiser Wilhelm I. am 22. März 1797 in Berlin. Im Jahr 1861 wird Wilhelm zum preußischen König gekrönt.
Er ist es auch, der den späteren Reichskanzler Otto von Bismarck zum Minister-präsidenten von Preußen bestimmt und sich ab 1862 weitgehend auf dessen Rat verlässt.
Zehn Jahre nach der Krönung zum König folgt die Kaiserausrufung in Versailles. Am 9. März 1888 starb Wilhelm schließlich in Berlin.
Das Portrait zeigt Kaiser Wilhelm I.
Die frühen Lebensjahre
Geboren wird er als Sohn König Friedrich Wilhelms III. von Preußen und Augusta Wilhelmine Amalie Luises von Mecklenburg-Strelitz am 22. März 1797. Er ist zunächst gar nicht als Thronanwärter vorgesehen, bekommt vielmehr eine streng militärische Erziehung von klein auf.
Bereits in jungen Jahren ist er auch zum ersten Mal an kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligt. Wilhelm gilt schon zu dieser Zeit als ein sehr pflicht- und verantwortungsbewusster Mann mit unerschütterlichem Gottesvertrauen.
1829 heiratet er Marie Luise Augusta Catharine von Sachsen-Weimar-Eisenach. Die kluge, liberal gesonnene Frau beeinflusst Wilhelm nachhaltig und weckt in ihm ein verstärktes Interesse für die politischen Vorgänge im Lande. Als Wilhelms Bruder Friedrich Wilhelm IV. 1840 König von Preußen wird und Wilhelm nun als Thronfolger vorgesehen ist, nimmt er aktiver an politischen Vorgängen teil. Dabei erweist er sich schnell als Hardliner unter den Politikern.
1848 macht er sich für eine gewaltsame Niederschlagung der Revolutionsaufstände stark, was ihn fast Kopf und Kragen gekostet hätte. Die Bevölkerung ist so aufgebracht gegen ihn, dass der „Kartätschenprinz“, wie man ihn in jener Zeit verächtlich nennt, gut daran tut, für einige Monate nach England zu fliehen. Aber er kehrt zurück und wird in die preußische Nationalversammlung gewählt. Als es im Jahr darauf zu Aufständen in der Pfalz und in Baden kommt, ist es Wilhelm, der die Niederschlagung einleitet. Noch im selben Jahr vertraut man ihm das Generalgouvernement in den Provinzen Rheinland und Westfalen an. 1851 residiert Wilhelm in Koblenz.
Der politischen Gesinnung seines Bruders steht Wilhelm eher reserviert gegenüber, lehnt dessen Verfassungspläne ab. Nach seiner Ansicht ist eine Einheit Deutschlands auf demokratischer Grundlage nicht sinnvoll und erstrebenswert. Sie sollte besser durch eine Einigung der verschiedenen Fürstenhäuser unter der Führung Preußens erfolgen. Deshalb hatte er es begrüßt, dass sein Bruder Friedrich Wilhelm die ihm angebotene Kaiserkrone ablehnte. 1849 hatte der Dichter Ludwig Uhland in der Frankfurter Paulskirche die Ausrufung eines deutschen Kaisers gefordert. Nachdem Friedrich Wilhelm die ihm dargebotene „Bürgerkrone“ abgelehnt hatte, kommentierte Kronprinz Wilhelm: „Der Antrag zu einer solchen Oberhauptstelle kann nur von den Fürsten ausgehen und wird nur von diesen angenommen werden“.
Erste Schritte als König
Als sich die geistige Verfassung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm bald immer weiter verschlechtert – er ist an einem Gehirnleiden erkrankt – übernimmt Wilhelm 1858 die Regierung an seiner statt.
Im Jahr 1861– Friedrich Wilhelm war bereits am 2. Januar gestorben - wird Wilhelm zum preußischen König gekrönt. Er ist es auch, der den späteren Reichskanzler Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten von Preußen bestimmt und sich ab 1862 weitgehend auf dessen Rat verlässt.
1863 drängt der österreichische Kaiser zu einer Klärung der „Deutschen Frage“. Es stellt das Modell einer Reform des Deutschen Bundes vor, welches ein geeintes großdeutsches Reich unter Österreichs Führung bedeutet hätte. Doch zu dem dazu geplanten Fürstenkongress fährt Wilhelm auf Bismarcks Anraten nicht. Damit wird eine Einigung von Deutschland mit Österreich und Preußen auf lange Sicht unmöglich.
Die Abbildung zeigt das Siegel Kaiser Wilhelm I.
Wilhelm gibt entscheidende Impulse zu einer Heeresreform, die sich bald auszahlt. Er hat im Krieg gegen Dänemark 1864 den Oberbefehl über das preußische Heer, mit Hilfe von Kriegsminister Albrecht von Roon und Generalstabschef Helmuth von Moltke ist Wilhelm militärisch erfolgreich. 1866 verschärft sich der Streit um die Vormachtstellung im Reich zwischen Preußen und Österreich so weit, dass es zur offenen Auseinandersetzung kommt. Am 3. Juli 1866 siegt Preußen bei Königgrätz unter Wilhelms Führung überlegen gegen die österreichischen Truppen und entscheidet somit diesen Konflikt für sich.
Das Jahr 1870 bringt einen schwerwiegenden Konflikt mit Frankreich, der in den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 mündet. Anlass ist der freigewordene spanische Thron, den Erbprinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen besetzen soll. Doch dagegen empört sich Frankreich aus Angst vor einer Einkreisung, wie sie Karl V. im 16. Jahrhundert schon einmal versucht hatte. Der französische Botschafter, Graf Benedetti, drängt König Wilhelm zum Verzicht Leopolds auf den spanischen Thron. Benedettis Begegnung mit dem preußischen König am 13. Juli in Bad Ems, bei dem sich der König abweisend verhält, wird in einem Telegramm an Bismarck ausführlich beschrieben. Als der Minister dieses umständlich formulierte Schreiben, die so genannte Emser Depesche, erhält, streicht und kürzt er es zu einer Pressemitteilung zusammen. Diese überspitzte Darstellung der Reaktion Wilhelms auf den französischen Botschafter erregt Frankreich so sehr, dass Bismarck am 19. Juli 1870 die Kriegserklärung überbracht wird.
Der erste deutsche Kaiser
Am 8. August beginnt die deutsche Offensive, am 1. September ist die französische Armee bei Sedan eingeschlossen und Kaiser Napoleon III. gefangen genommen. Man stößt bis nach Paris vor und belagert die französische Hauptstadt bis zum 28. Januar 1871.
Schon während dieser Zeit arbeitet Bismarck die Grundzüge für ein neues deutsches Reich aus. Oberhaupt soll der preußische König als Kaiser Wilhelm I. werden. Doch der preußische König weigert sich zunächst vehement. Er sieht den Kaisertitel als Ehrenposten an und fürchtet, dass die von ihm hoch geschätzte preußische Königskrone dadurch an Wert und Ansehen verliert. Doch Bismarck und auch Wilhelms Sohn Friedrich gelingt es, Wilhelm zur Annahme der Kaiserkrone zu überreden, auch wenn dieser nie besonders glücklich darüber geworden ist.
Am 18. Januar 1871 kommt es im Spiegelsaal des Schlosses Versailles zur feierlichen Ausrufung Wilhelms zum ersten deutschen Kaiser nach über 60 Jahren. Die Reichseinheit als kleindeutsche Lösung ist damit vollzogen.
Am 26. Februar 1871 wird der Vorfriede von Versailles unterzeichnet, am 10. Mai der Frankfurter Friedensvertrag geschlossen, in dem sich Frankreich zu hohen Zahlungen verpflichtet und Elsass-Lothringen an das Deutsche Reich abtreten muss.
In den folgenden Jahren erlebt das Deutsche Reich einen wirtschaftlichen Aufschwung und entwickelt sich zu einer der führenden Industrienationen.
Das Dreikaiserabkommen von 1873, in welchem sich Russland, Deutschland und Österreich-Ungarn zu einer friedlichen Lösung aller Konflikte verpflichten, wird von Bismarck ausgehandelt. Es beweist, dass Kaiser Wilhelm zwar das Staatsoberhaupt ist, der Reichskanzler als Entscheidungsträger jedoch die eigentliche Macht im Land besitzt.
Als 1878 innerhalb eines Monats gleich zwei Attentate von angeblich sozialdemokratischen Kreisen nahestehenden Männern verübt werden – das erste am 11. Mai übersteht der greise Kaiser völlig unverletzt, bei dem Anschlag am 2. Juni trägt er jedoch schwere Verletzungen davon –, macht der Kaiser selbst nicht viel Aufhebens davon. Doch die Nation ist erschüttert und Reichskanzler Bismarck nutzt die Situation, um gegen die Sozialisten vorzugehen, die er für Staatsfeinde hält. Das so genannte Sozialistengesetz wird am 21. Oktober 1878 auf den Weg gebracht und eine beispiellose Hetz- und Verfolgungskampagne beginnt, unter der neben den Sozialisten auch die Liberalen zu leiden haben.
Das Dreikaiserjahr 1888
Das Jahr 1888, das Dreikaiserjahr, ist schicksalhaft für die Kaiserfamilie. Am 9. März verkündet Otto von Bismarck den Tod des Kaisers mit folgenden Worten:
"Mir liegt die traurige Pflicht ob, Ihnen die amtliche Mitteilung von dem zu machen, was Sie tatsächlich bereits wissen werden, dass seine Majestät, der Kaiser Wilhelm um 8.30 Uhr zu seinen Vätern entschlafen ist.... Es steht mir nicht zu, meine Herren, von dieser amtlichen Stelle aus den persönlichen Gefühlen Ausdruck zu geben, mit welchen mich das Hinscheiden meines Herrn erfüllt...[...]...Es ist dafür auch kein Bedürfnis, denn die Gefühle, die mich bewegen, die leben in dem Herzen eines jeden Deutschen..."
Noch im selben Jahr stirbt sein Sohn Friedrich, der als Kaiser Friedrich III. nur 99 Tage regiert, an Kehlkopfkrebs und Wilhelms Enkel übernimmt als Kaiser Wilhelm II. die Regentschaft. Zu Wilhelms hundertstem Geburtstag im Jahre 1897 ernennt Wilhelm II. ihn zu „Kaiser Wilhelm den Großen“.