Sein Weg zum Kaiser

Am 27. Januar 1859 wird Friedrich Wilhelm als erstes Kind des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, des späteren kurzzeitigen Kaisers Friedrich III., im Berliner Kronprinzenpalais geboren. Seine Mutter ist die englische Prinzessin Victoria. Die Erziehung des Prinzensohnes übernimmt der Calvinist Georg Hinzpeter.

Zwischen 1874 und 1877 besucht Wilhelm das Gymnasium in Kassel-Wilhelmshöhe. Danach geht er nach Bonn, um dort ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften zu beginnen.

1881 heiratet er die Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Mit ihr hat Wilhelm II. sieben Kinder.

Das Jahr 1888 geht als das „Dreikaiserjahr“ in die deutsche Geschichte ein. Wilhelms Großvater, erster Kaiser des Deutschen Reiches seit der Niederlegung der Deutschen Kaiserkrone im Jahre 1806, ist Kaiser Wilhelm I., der in diesem Jahr verstirbt. Ihm folgt der bereits schwer erkrankte Friedrich III., der noch im selben Jahr stirbt.

So wird Wilhelm noch 1888 als Wilhelm II. Kaiser von Deutschland.

Porträt von Kaiser Wilhelm II. und seine Unterschrift

 

Ein neuer Kaiser - eine neue Politik

Nach innenpolitischen Differenzen mit Reichskanzler Otto von Bismarck, mit dem es schon früher zu Spannungen gekommen war, veranlasst Wilhelm II. dessen Entlassung im März 1890. Dadurch hat er nun nahezu unbeschränkte Macht im Reich.

Unterschrift von Kaiser Wilhelm II.

Nach seinem Antritt als Kaiser wird Wilhelm II. sofort außenpolitisch aktiv. Er macht Staatsbesuche, beispielsweise in Russland und der Türkei, wo er eine deutsch-türkische Annäherung erreichen kann. Als Wilhelm II. im Januar 1896 dem Präsidenten der Burenrepublik Paulus Krüger zu dessen erfolgreichem Widerstand gegen englische Angriffe gratuliert – ein Ereignis, das als „Krügerdepesche“ bekannt wurde – trübt dies das Verhältnis zu England merklich. Es kommt auf der Insel zu einer breiten öffentlichen Kritik am Verhalten des deutschen Kaisers. Nur wenige Tage darauf proklamiert Wilhelm II. am 25. Jahrestag der Reichsgründung das Deutsche Reich als Weltreich – ein richtungsweisendes Indiz für die neue Politik des Kaisers nach der Entlassung Bismarcks.

Bald entsteht im Ausland das Bild eines deutschen Kaisers, der sich bei jeder Gelegenheit in den Vordergrund drängt, sich häufig unbedacht äußert und durch taktlosen Umgang Bündnispartnern und Untergebenen gegenüber für reichlich Unwillen sorgt. 

Als im Jahr 1898 unter dem Staatssekretär des Reichsmarineamtes Alfred von Tirpitz eine Aufrüstung der deutschen Marine einsetzt, verschärfen sich die deutsch-englischen Beziehungen dadurch noch weiter.

Im Jahre 1900 erhebt sich in China der Boxeraufstand. Wilhelm II. veranlasst sofort die Entsendung eines Strafkommandos unter Graf Waldersee nach Peking. In seiner sogenannten Hunnenrede vom 27. Juli 1900 in Bremerhaven sagt er unter anderem:

„Ihr wisst es wohl, ihr sollt fechten gegen einen verschlagenen, tapferen, gut bewaffneten, grausamen Feind. Kommt ihr an ihn, so wisst: Pardon wird nicht gegeben. Gefangene werden nicht gemacht. Führt eure Waffen so, dass auf tausend Jahre hinaus kein Chinese mehr es wagt, einen Deutschen scheel anzusehen.“

Porträt von Kaiser Wilhelm II.

1906 protestiert Wilhelm II. in der Ersten Marokkokrise gegen das französische Engagement in dem nordafrikanischen Staat, kann aber weiter keine Einflüsse geltend machen.

Nach verschiedenen Staatsaffären und Kritiken am Wilhelminischen Machtapparat, deren Höhepunkt die „Daily Telegraph Affäre“ von 1908 darstellt, gerät das Deutsche Reich in eine tiefe politische Krise. In einem Interview mit dem englischen Massenblatt äußert sich Wilhelm zum deutsch-englischen Verhältnis und der deutschen Außen- und Kolonialpolitik derartig, dass es nicht nur in England, sondern auch in Frankreich und Russland großes Unbehagen auslöst.

 

Im November wird Wilhelm II. auch vom Parlament des eigenen Landes vehement kritisiert, so dass er sogar seinen Rücktritt in Erwägung zieht. Geopfert wird jedoch Reichskanzler von Bülow, dem Wilhelm nach der in seinen Augen nur mangelhaften Verteidigung seines Kaisers das Vertrauen entzieht.

Durch eine Zweite Marokkokrise im Jahre 1911, in der sogar ein deutsches Kanonenboot ins Mittelmeer entsendet wird, um die Franzosen von der Vereinnahmung des Landes abzuhalten, verschärfen sich die Spannungen zwischen Deutschland  auf der einen und England und Frankreich auf der anderen Seite so weit, dass man sogar einen Krieg befürchten muss. Nach Beendigung dieser Krise, in der Deutschland nichts gewonnen hatte, arbeiten die Entente-Mächte England und Frankreich einen Aufmarschplan für den Kriegsfall mit Deutschland aus, der drei Jahre später auch zum Einsatz kommt.

 


Kaiser Wilhelm II. ging nicht nur als letzter Kaiser des Deutschen Reiches in die Geschichte ein. Er war auch maßgeblich am Ersten Weltkrieg beteiligt, der ihm zum Verhängnis wurde.


Der Beginn des Ersten Weltkrieges

Am 28. Juni 1914 werden der österreichische Erzherzog und Thronfolger Franz Ferdinand zusammen mit seiner Gemahlin, Herzogin Sophie von Hohenberg, in Sarajevo durch Pistolenschüsse des serbischen Gymnasiasten Princip ermordet. Der Erste Weltkrieg hat begonnen.

 

Anfang Juli sichert Wilhelm II. Österreich-Ungarn uneingeschränkte Bündnistreue für den Fall kriegerischer Auseinandersetzungen zu. Ausrufe wie „Jetzt oder nie!“ oder „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!“ prägen das Bild Deutschlands zur Zeit der großen Mobilmachung.

Der Kaiser hat zunächst gewisse Einflussmöglichkeiten im militärischen Hauptquartier, doch als 1916 Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff in die Oberste Heeresleitung berufen werden und Wilhelms Kanzler Theobald von Bethmann Hollweg im Jahr darauf gestürzt wird, schwindet dieser Einfluss rasch.

Kaiser Wilhelm II. Siegel

Nach der militärischen Niederlage und dem politischen Zusammenbruch des Landes 1918 wird der Kaiser durch Reichskanzler Prinz Max von Baden zur Abdankung gezwungen. Wilhelm flieht in die Niederlande. Der Aufenthalt wird ihm unter der Bedingung gestattet, dass er sich fortan jeglicher politischer Betätigung enthält. Auslieferungsforderungen begegnet die holländische Regierung ablehnend.

Wilhelm hält weiterhin den Kontakt zu Militär und Politik. Er bildet als Oberhaupt des Hauses Hohenzollern immer noch ein politisches Gegengewicht zur Weimarer Republik. Möglichkeiten zur Einflussnahme hat er jedoch so gut wie nicht mehr.

 

1919 erwirbt Wilhelm II. das Haus Doorn in der niederländischen Provinz Utrecht, wo er fortan lebt. Nach dem Tod seiner Frau heiratet er 1921 ein zweites Mal: Gemahlin wird Hermine Reuß, ältere Linie, verwitwete Prinzessin Schönaich-Carolath.

 

Am 4. Juni 1941 stirbt er und wird auf Geheiß Hitlers mit militärischen Ehren im Mausoleum in Doorn begraben.

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