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Wer war Heinrich Himmler privat?

Der Name Heinrich Himmler steht heute für einen der grausamsten Männer des Dritten Reichs. So war er nicht nur einer der Hauptverantwortlichen des Holocausts, sondern trug auch die Verantwortung für zahlreiche weitere Verbrechen. Seine Grausamkeit und Willkür waren vermutlich zwei Eigenschaften, die ihm den Weg in die Führungsriege der nationalsozialistischen Diktatur erleichtert haben. Doch Himmler wollte mehr – zu viel, um genau zu sein. Der Platz in Hitlers Schatten war ihm nicht genug, er wollte selbst an die Spitze des Regimes. Doch er überschätzte sich und sein Können und verlor schließlich die Gunst des „Führers“, der letztlich sogar einen Haftbefehl gegen ihn erließ.

 

Die Familie von Heinrich Himmler

Hätte man mit Blick auf Himmlers Kindheit erahnen können, was einmal aus ihm werden würde? Mit dem, was man über seine ersten Lebensjahre weiß, vermutlich nicht, denn Himmler wuchs in gut bürgerlichen Verhältnissen auf. Nach damaligen Maßstäben war an der Erziehung der Himmlers nichts ungewöhnlich. Humanistische und katholische Werte wurden den drei Söhnen gleichermaßen vermittelt, auf gute Umgangsformen legte die Familie viel wert. Nach seinem landwirtschaftlichen Studium arbeitete der junge Heinrich als Laborant in einer Düngemittelfabrik, bis er unter Ernst Röhm als Fahnenträger am Hitler-Putsch teilnahm. Danach begann seine Parteikarriere in der NSDAP: Er wurde Sekretär seines Freundes Gregor Strassers, stellvertretender Gauleiter, stellvertretender Reichspropagandaleiter, stellvertretender SS-Reichsführer. In dieser Zeit traf er auch die acht Jahre ältere Margarete Boden, die Tochter eines Gutsbesitzers. Gemeinsam zogen sie auf einen Hof in Waldtrudering und versuchten eine Hühnerzucht aufzubauen, um das schmale Parteigehalt aufzubessern, doch der Versuch scheiterte.

Die Beziehung seinen Eltern zu offenbaren, dürfte Himmler wohl schwergefallen sein, denn der idealen Vorstellung von einer Schwiegertochter entsprach sie nicht: zu alt, protestantisch und dann auch noch geschieden. Doch in Heinrichs Augen entsprach sie dem Ideal einer arischen Frau und war zudem noch eine anpackende Hausfrau, gelernte Krankenschwester und sympathisierten mit der kruden Ideologie Hitlers und seiner Anhänger.

 

Die Ehe von Heinrich und Margarete Himmler

Ehepaar Himmler

Zwischen „Heini“ und „Marga“ existierte vor und während der Ehe ein reger Briefwechsel, der private Einblicke in die Beziehung der beiden gewährt. Dabei wird deutlich, dass die anfängliche Euphorie in der Beziehung beidseitig schnell abkühlte.

Himmlers Parteiarbeit und seine damit verbundene Abwesenheit vertieften die Eheprobleme, die durch die Affäre mit seiner Privatsekretärin Hedwig Potthast und zwei unehelichen Kinder vermutlich den traurigen Höhepunkt erreicht hatten.

Doch Himmler sah es als nationalsozialistische Pflicht, auch außerhalb der Ehe Kinder zu zeugen und forderte dies mit seinem Kinderzeugungsbefehl aus dem Jahr 1939 ebenfalls von seinen Gefolgsleuten.

Dennoch sorgte sich Heinrich Himmler weiterhin um Ehefrau Marga und Tochter Gudrun, sendete ihnen Geschenke, schrieb Briefe, die die Gräueltaten, für die er verantwortlich war, lediglich erahnen lassen. Stattdessen ließ er Freunden Grüße ausrichten oder fragte nach den schulischen Leistungen seiner Tochter und der Führung des Haushalts. Doch auch wenn es nicht in den Briefen erwähnt wird, wusste Marga Himmler vermutlich ganz genau, was die Arbeit ihres Mannes umfasste. Gemeinsam mit Familie und Freundinnen besuchte sie etwa das Konzentrationslager Dachau oder ließ sich von Häftlingen ihre Villa ausbauen. Ihre antisemitischen und menschenverachtenden Gedanken hielt sie schriftlich in Briefen oder Tagebüchern fest, sodass kein Zweifel daran besteht, dass sich das Ehepaar Himmler zumindest ideologisch stets einig war.

 

Hinter der unscheinbaren Fassade lauerte das pure Grauen

Heinrich Himmler in Uniform

Auf den ersten Blick mag es seltsam erscheinen, dass ein Mann, der für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich ist, liebevolle Briefe schreiben oder überhaupt Liebe empfinden kann.

Doch Experten sehen darin keinen Widerspruch:

In seinem antisemitischen Weltbild war die Vernichtung von Millionen Menschen eine Aufgabe, die erledigt werden musste. Alles, was er tat, tat aus der tiefen Überzeugung heraus, dass es das Richtige sei.

Reue oder Mitgefühl hatten in seinem Weltbild keinen Platz und somit sei es nicht verwunderlich, dass er seine Taten in den Briefen kaum erwähnte: in seinen Augen waren sie nämlich nicht erwähnenswert.

Das Portrait zeigt Heinrich Himmler in seiner Uniform.

 

Damit war Heinrich Himmler nur einer von vielen Nationalsozialisten, die heute für manchen ambivalent erscheinen mögen. Doch das war er nicht! Die Liebe für seine Familie und für alles was Deutsch war, stand nie im Widerspruch zu dem Hass, den er für diejenigen empfand, die nicht ins Idealbild der NS-Ideologie passten. Und genau darin liegt der Schrecken und das Ungeheuerliche des nationalsozialistischen Regimes: es war der normale Bürger, der morgens seine Tochter zur Schule brachte und anschließend Menschen in einem Konzentrationslager ermordete. 


Bildhinweise: Das Porträtbild (BArch 183-S72707) sowie das Bild Himmlers mit seiner Frau Marga (146-1969-056-11) stammen aus der Sammlung des Bundesarchivs und dürfen unter Einhaltung der Lizenzbedingungen der Lizenz CC-BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en) veröffentlicht werden. Änderungen wurden an diesen Bildern nicht vorgenommen.

Heinrich Himmler

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